Veranstalter Herbert Hofer hat wieder sein Gespür für die richtige Musik zum richtigen Zeitpung bewiesen: Ein Duo vertont das Licht am Ende des Corona-Tunnels.
Bericht aus dem Münchner Merkur vom 06.07.2021:
Rudelzhausen – Nachdem bereits voriges Jahr dem Kultur-Liebhaber Herbert Hofer ein musikalisches Bravour-Stück mit dem Engagement des Songwriter Max Prosa gelungen war, holte er auch heuer wieder beeindruckende Musiker nach Rudelzhausen. Das Duo Tom & Flo begeisterte im Gasthaus Festner-Busch über 100 Zuhörer mit ihrer musikalischen Hommage an jene Zeit, die vom Umbruch und Wandel geprägt war.
Es ist faszinierend: Hofer hat ein Gespür für die richtige Musik zum richtigen Zeitpunkt. Während Max Prosa noch inmitten der Pandemie den verlangsamten Herzschlägen ein Echo gab, lieferte das Duo Tom & Flo am vergangenen Donnerstag den perfekten Soundtrack für das Licht am Ende des Corona-Horizonts.
Tom & Flo lassen müde Knochen wieder tanzen
Zwar bedienen sich die beiden Künstler weitgehend aus dem Songbook der 1950er, -60er und -70er Jahre, dennoch können sie nicht als Cover-Formation gesehen werden. Vielmehr interpretieren sie die Songs neu, inhalieren das Zeitkolorit und bemalen mit eigenen musikalischen Nuancen die Traum-Episoden jener Musiker, die eine ganze Generation geprägt haben.
Natürlich, die Lieder sind bekannt und hundertfach gecovert worden – doch das Duo arbeitet mit ganz eigenem Verve und der Gabe, das Liedgut in die Jetztzeit zu transportieren. Und dann wird es spannend, denn plötzlich wirken diese Songs wie frisch geschrieben für unsere etwas hilfelose Zeit der Rückkehr zu Konzerten. Oder anders gesagt: Tom & Flo lassen die müden Knochen wieder tanzen.
Central-Park-Feeling in der Hallertau
Die Songauswahl ist grandios und für ihre vokalen Leistungen perfekt ausgesucht. Buddy Hollys „Every Day“ gewann durch die instrumentale Minimalisierung und schälte das Kleinod heraus. Mit „Wake up little Suzie“ folgte die liebevolle Verneigung an die Everly Brothers, die ihren Evergreen nicht besser auf die Bühne hätten bringen können. Was natürlich naheliegt bei einem Duo: Simon & Garfunkel. Witzig ist, dass sich Paul Simon und Art Garfunkel in der Frühphase „Tom & Jerry“ genannt haben – also namentlich gar nicht so weit weg von Tom & Flo.
Mit „The Boxer“ projizierte das Duo ein wenig Central-Park-Feeling nach Rudelzhausen, denn die Interpretation war weitergedacht und vor allem weitergefühlt. Zwischen Bob Dylan und den Beatles folgten dann aber auch eigene Werke, die sich in ihrer Dynamik und Dramatik filigran ins Programm einfügten und dennoch ein schönes Alleinstellungsmerkmal aufweisen – es sind nämlich weitergesponnene Skizzierungen einer längst vergangenen Epoche.
„Müssen unsere Jugend wieder ernst nehmen“
Dieser Soundtrack einer unruhigen Zeit treibt auch Herbert Hofer um. In einleitenden Worten beschrieb er sein großes Anliegen, der Kunst einen Raum zu schaffen, um das Leben in Bewegung zu halten. Damals, so Hofer, seien die jungen Leute auf die Straße gegangen, um gegen den Vietnamkrieg und die Ermordung von Martin Luther King zu demonstrieren. Heute hinterfragt die junge Generation die Werte der Alten – sie gehen auf die Straße für Klimaschutz und für das Gemeinwohl. Hofer appellierte in einem Gänsehaut-Moment an die Zuhörer: „Wir müssen unsere Jugend ernst nehmen, sonst verlieren wir sie!“
Die Musik, die Poesie und Lyrik wolle er deshalb in den Alltag zurückholen, weil dies seiner Meinung nach ein Weg sei, sich mit sich selbst und dem Leben in einer Gesellschaft auseinanderzusetzen. Firmen und Vereine sollten sich laut Hofer mehr bemühen, die Kultur zu fördern und beispielsweise auch mal in Bücher und Konzertbesuche für ihre Mitarbeiter und Mitglieder investieren.
Nach so einem Abend wird dann auch eines klar: Hofer selbst ist dabei eigentlich das beste Vorbild, denn wie schon beim Konzert von Max Prosa verdient er an der Veranstaltung nichts. Im Gegenteil, er zahlt drauf. Aber das, so Hofer lächelnd, sei nicht so wichtig. Wichtig sei für ihn alleine nur, dass die Menschen glücklich sind. Hut ab! (Richard Lorenz)