Der Unsinn mit der falschen Dämmung

Das was wir seit langem in unseren Vorträgen referieren, wurde diese Woche vom Nachrichtenmagazin ” Der Spiegel ” aufgegriffen und zur Titelgeschichte gemacht.

Text aus der Online-Ausgabe:

Wärmedämmung lohnt sich – für Gerüstbauer, Stuckateure und die Dämmstoffindustrie. Fast 750 Millionen Quadratmeter Styropor kleben bereits an deutschen Fassaden, das entspricht ungefähr der Fläche Hamburgs. Nach dem Willen der Bundesregierung sollen in den nächsten Jahren noch viele Millionen Quadratmeter hinzukommen. Auf Initiative von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks wird das Kabinett am heutigen Mittwoch eine weiteres Milliardenprogramm zur Förderung der Wärmedämmung beschließen.

Für Hausbesitzer lohnt sich die Wärmedämmung in der Regel leider nicht. Der Sanierungsaufwand ist zu groß, die Heizkostenersparnis, jedenfalls bei der Fassadendämmung, zu gering, als dass sich die Sache bezahlt machte. Handelt es sich um ein Mietshaus, lassen sich die Kosten immerhin auf die Bewohner umlegen – und dann sind die Mieter die Dummen. Nach Erfahrungen des Deutschen Mieterbunds führt vor allem die teure Dämmung dazu, dass die Modernisierungsaufschläge drei- bis viermal höher sind als die Einsparungen bei Heizung und Warmwasser. Wer kann sich das leisten? Geringverdiener, Hartz IV-Empfänger und Rentner können es häufig nicht. Und so vertreiben die staatlichen Dämmvorgaben die Schwachen aus ihren Vierteln. So geht asozialer Wohnungsbau.

Für die Umwelt lohnt sich Wärmedämmen leider auch nicht. Damit die aus Erdöl hergestellten Styroporplatten im Brandfall nicht zur Fackel werden, werden sie in den meisten Fällen mit HBCD behandelt. Das ist ein Stoff, den die Vereinten Nationen auf ihre Liste verbotener Chemikalien gesetzt haben, weil er im Verdacht steht, Säuglinge über die Muttermilch zu schädigen, die Fruchtbarkeit zu beeinträchtigen und Wasserorganismen zu töten. Mehrere tausend Tonnen HBCD stecken bereits in deutschen Fassaden. Aber erst Mitte 2015 soll das Gift durch andere Brandschutzmittel ersetzt werden – so sich nicht jene acht großen Dämmstoffhersteller durchsetzen, die HBCD sogar bis mindestens 2019 verwenden wollen.